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Pro Biosphäre e.V.

Presse Satzung Beitritt Biosphärenbotschafter

GEMEINSAM FÜR UNSERE HEIMAT – VEREIN „PRO BIOSPHÄRE“


PRO BIOSPHÄRE e.V.AKTUELL

Herzliche Einladung zu einem offenen Treffen

mit dem Verein Pro Biosphäre e.V.
in Kooperation mit dem Forum Zukunft gestalten Wilhelmsdorf
 
am Donnerstag 03. Juli 2025
um 18.00 Uhr
im Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf

Programm:
 
18.00 Uhr​Bei einer Führung stellt Pia Wilhelm das Pfrunger-Burgweiler Ried und seine Bedeutung für Natur-und Klimaschutz vor.
 
19.00 Uhr​Gesprächsrunde mit den Biosphärenbotschaftern zum aktuellen Stand des Entscheidungsprozesses und zu weiteren geplanten Schritten
 
Im Anschluss ggf. nichtöffentliche Mitgliederversammlung des Vereins Pro Biosphäre e.V.

Der Prüfprozess Biosphärengebiet schreitet voran. Vermutlich werden noch in diesem Jahr kommunalpolitische Entscheidungen fallen, die für die mögliche Errichtung eines Biosphärengebietes maßgeblich sind.
Das Pfrunger-Burgweiler Ried ist das zweitgrößte Moor Südwestdeutschlands. Ihm kommt im Suchraum für ein Biosphärengebiet eine besondere Bedeutung zu. Durch ein Naturschutzgroßprojekt wurde es in weiten Teilen renaturiert. 
Ein Biosphärengebiet geht nicht nur Land-und Grundbesitzer an, weil es über die Bewirtschaftung von Flächen weit hinausgeht. Es geht auch nicht nur Naturschützer an, weil es über den reinen Naturschutz weit hinausgeht. Ein Biosphärengebiet will eine ganze Region, das Wirtschaften und Leben modellhaft entwickeln und damit eine gute Zukunft für uns alle sichern.
 
Der Prüfprozess geht deshalb uns alle an, jede Bürgerin und jeden Bürger. Lassen Sie uns also darüber sprechen.

Biosphäre, wo Nachhaltigkeit zuhause ist.

Warum ein Biosphärengebiet?

Alle Akteure in unserer Region sind sich einig, dass wir in den nächsten Jahren zwingend den Moor- und Naturschutz intensivieren müssen. Moore sind wertvolle CO2 Speicher und tragen enorm zum Klimaschutz bei. Um diesen Moorschutz aktiv gestalten zu können, bietet ein Biosphärengebiet wertvolle Möglichkeiten.

Unsere Ziele:

1. Regionale Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele.

2. Nachhaltiges Konsumieren unterstützt durch gemeinwohlorientierte Wirtschaft.

3. Neue Wertschöpfung (Paludikultur, Regiosaatgut).

4. Vernetzung von Akteuren durch das Biosphärenteam als regionaler Kümmerer (Land- und Forstwirtschaft, Gastronomie, Verbraucher, Forschung und Gewerbe).

5. Gesteigerter Gesundheits- und Erlebniswert für Einheimische und Gäste durch Förderung nachhaltiger Tourismusziele.

6. Aufbau lokaler Energieallianzen zwischen Unternehmen, Landwirten und anderen Energieerzeugern.


Herausforderungen:

Einige Landnutzer fürchten Einschränkungen und einige davon verbreiten Ängste. Wir liefern Fakten statt Panikmache. Wir wollen aufklären, unbegründete Ängste abbauen und Chancen nutzen.

JETZT MITMACHEN – FÜR EIN STARKES „WIR“ in ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Kontakt:

Bernhard Klein (1. Vorstand)

Schloßstraße 17

88353 Kißlegg

07563-908788

info@probiosphäre.de

Schutz unserer Umwelt, nachhaltig, Ressourcen schonend und zukunftsorientierte Gestaltung unseres Lebensraumes.

Verantwortungsvoll zum Wohl von unseren Kindern und den nächsten Generationen, der Natur und der Umwelt.

Unsere Motivation für das Engagement hat oft unterschiedliche Gründe, wie Sie aus den nachfolgenden Statements sehen können.

Was uns eint: wir sehen die Chance unsere Region für das Gemeinwohl längerfristig nachhaltig zu gestalten, zu erhalten und weiterzuentwickeln. 

Ein Biosphärengebiet ist ein generationenübergreifendes Zukunftsprojekt.

Die Biosphärenbotschafter Allgäu-Oberschwaben gründen den Verein „Pro Biosphäre e.V.“

Seit drei Jahren dauert der Prüfprozess eines Biosphärengebietes im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung für die Region Allgäu-Oberschwaben an. Vieles wurde diskutiert, bewertet und die Chancen und die Risiken eines Biosphärengebiets erarbeitet. 

Unstrittig ist, dass unsere heimischen Naturräume geschützt und bewahrt werden müssen, dass die Landnutzung möglichst naturnah und nachhaltig sein sollte und dass die regionalen Produkte, Rohstoffe und Lebensmittel im Einklang mit der Natur erzeugt werden sollten. Nur so kann unsere einzigartige Moor- und Hügellandschaft und die Artenvielfalt auch für künftige Generationen erhalten werden und zudem eine dem Gemeinwohl verpflichtete Ökonomie mit gesunden und wirtschaftlich resilienten landwirtschaftlichen Betrieben entstehen.

Schon von Beginn des Prüfprozesses an formierte sich insbesondere im Württembergischen Allgäu massiver Widerstand seitens der Landnutzenden durch die Allianz der Landeigentümer und Bewirtschafter. Diese fürchten restriktive Einschränkungen durch ein Biosphärengebiet und schüren mit Vehemenz die Sorgen und Ängste auch bei weiteren Betrieben der Land- und Forstwirtschaft. Es werden tiefschwarze Szenarien von einer Verbotskultur und Entmündigung der Land- und Forstbesitzer und einer weiter überbordenden Bürokratie an die Wand gemalt. Erklärtes Ziel ist es dabei, massiv Einfluss auf die Diskussionen vor Ort zu nehmen, denn letztendlich sind es die einzelnen Kommunen und ihre Gemeinderäte, die über eine Beteiligung an einem möglichen Biosphärengebiet entscheiden.

Als Ausgleich zu dieser negativen Einflussnahme haben sich die Biosphärenbotschafter Allgäu-Oberschwaben nun entschieden, ebenfalls öffentlich aktiv zu werden und mit dem Verein „Pro Biosphäre“ einen sichtbaren Kontrapunkt zur negativen Berichterstattung der Allianz für Allgäu-Oberschwaben e.V. zu setzen. Ziel des Vereins „Pro Biosphäre“ ist die faktenbasierte Information über die Chancen eines Biosphärengebietes. Dabei geht es nicht darum, neue Gräben zu ziehen und im Prozess weiter zu polarisieren, sondern es geht darum, unbegründete Ängste zu nehmen und Brücken zu bauen, sodass die Region und die Gremien in den Kommunen in Kenntnis aller Fakten entscheiden können.  

Warum macht ein Biosphärengebiet in Oberschwaben-Allgäu Sinn? 

• Ein Biosphärengebiet bietet die einmalige Chance, die unterschiedlichen Akteure in der Region dauerhaft miteinander zu vernetzen, um gemeinsam die Natur unserer wunderbaren Heimat zu schützen und zugleich die Wertschöpfung in der Region nachhaltig weiterzuentwickeln. 

• Sie ermöglicht es einerseits die reizvollen Landschaften und wertvollen Moore zu pflegen, andererseits die hervorragenden landwirtschaftlichen Produkte und bäuerlichen Betriebe, die traditionsreichen Gasthöfe und die handwerklichen Lebensmittelbetriebe durch gemeinsame Projekte und Vermarktungsideen zu stärken.

• Sie fördert das Zusammensitzen, das Zuhören und gemeinsame Perspektiven entwickeln und erproben. Eine Modellregion, wie es ein Biosphärengebiet ist, bietet geschützte Handlungsräume, erzeugt Aufbruchsstimmung und fördert neue Wirtschaftsweisen. 

⇨ Der Schlüssel zum Erfolg für diese anspruchsvollen, arbeits- und teils auch kostenintensiven Aufgaben ist der Aufbau einer regionalen Organisationseinheit, die sich um all die Dinge kümmert, für die es in den bisherigen Strukturen keinen „Kümmerer“ gibt. Eine umfassende Förderung durch das Land Baden-Württemberg, die nur einem Biosphärengebiet zur Verfügung steht, macht vieles möglich, wofür es bis heute an Ressourcen fehlt.

• Zum Start werden für den Aufbau einer Biosphären-Geschäftsstelle mit entsprechender personeller und finanzieller Ausstattung Mittel zur Verfügung gestellt, sodass erste Projektideen nicht – wie so oft – in der Schublade verschwinden, sondern schnell in die Umsetzung gehen können.

• Auch im laufenden Betrieb stehen Mittel für die dauerhafte Absicherung der notwendigen personellen Ressourcen der Geschäftsstelle, für die Basisfinanzierung der angestossenen Vernetzungsprojekte und für die Entwicklung weiterreichender neuer Ideen bereit, um die Wirtschaftskraft in der Region zu stärken.

Ein Biosphärengebiet bringt gerade durch die Menschen, die sich künftig um die Entwicklung neuer Ansätze, Konzepte und um die Vernetzung und Vermarktung kümmern, einen enormen Mehrwert, den wir aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln niemals leisten und finanzieren können. Die Ressourcen und Möglichkeiten, die ein Biosphärengebiet mit sich bringt, sind eine echte Chance für Oberschwaben und das Württembergische Allgäu. Das haben viele erfolgreiche Biosphärengebiete in ganz Deutschland vorgemacht. Wir sollten die einmalige Gelegenheit, die uns das Land Baden-Württemberg bietet, nutzen. Eine solche Chance bekommt unsere Heimat kein zweites Mal!

Die Biosphärenbotschafter:

Herausforderungen der Zukunft

Gottfried Härle, Geschäftsführer der Brauerei Härle, Leutkirch: Reizvolle Landschaften, wertvolle Moore, hervorragende und vielfältige landwirtschaftliche Produkte, traditionelle Gasthöfe und handwerkliche Lebensmittelbetriebe – dies und noch viel mehr macht die Einzigartigkeit unserer Region Allgäu-Oberschwaben aus. Mit einem Biosphärengebiet  bietet sich die einmalige Chance, all dies miteinander zu verbinden und weiterzuentwickeln. Um damit bereits heute den großen Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden: Schutz des Klimas und Schutz der Artenvielfalt, Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft und Entwicklung eines naturnahen Tourismus. Und um damit eine Musterregion zu schaffen, auf die wir Allgäuer und Oberschwaben stolz sein können.

Gottfried Härle, Geschäftsführer der Härle Brauerei  – Gastreferent beim Forum Zukunft Gestalten in Wilhelmsdorf am 13. Februar 2025

Vielfalt an Naturschätzen

Robert Blaser – Sziede, Vorsitzender ADFC-Ortsgruppe Isny/Argenbühl: Die Landschaft vom Wurzacher Ried bis zur Adelegg ist geprägt von einer großen Vielfalt an Naturschätzen. Ob für den Klimaschutz oder die Artenvielfalt, wir tragen eine hohe Verantwortung, diese Schätze zu bewahren und weiter zu entwickeln.
Das Biosphärengebiet schafft gemeinsam mit der RadReiseRegion württembergisches Allgäu die Grundlagen, den Radtourismus als starken Wirtschaftsfaktor in der Region zu entwickeln.

Kulturlandschaft erhalten

Dr. Malte Natalis, Orthopäde, Rheumatologe, Nebenerwerbslandwirt: Sich an der frischen Luft in welcher Form auch immer zu bewegen ist aus ganzheitlich medizinischer Sicht das Beste, was man für Körper, Geist und Seele tun kann. Dabei gilt besonders, je intakter die Natur, in der wir uns bewegen, ist, desto wirkungsvoller ist dies für unsere Gesundheit. Und genau deshalb brauchen wir das Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben, um unsere schöne Kulturlandschaft mit all ihren Facetten und Besonderheiten zu erhalten und zu verbessern.

Gemeinwohlorientierte Ökonomie

Dorothée Natalis, Kreisrätin, Ärztin: Es gibt 2 Faktoren, die im Allgäu und Oberschwaben eine herausragende Rolle sowohl im Kampf gegen den zerstörerischen Klimawandel, als auch gegen das bedrohliche Artensterben spielen können. Der eine sind unsere einzigartigen wunderbaren Moorlandschaften und der andere ist die bäuerliche Landwirtschaft. Um beides für ein ganzes Land und künftige Generationen schützen und nützen zu können, brauchen wir eine gemeinwohlorientierte Ökonomie und starke Verbündete für unsere Bäuerinnen und Bauern. Ich bin überzeugt, dass ein Biosphärengebiet mit der Entwicklung neuer Programme und der Förderung durch die UNESCO hier einen wertvollen Beitrag leisten kann.

Moorschutzstrategie

Dr. Siegfried Roth, Leiter Naturschutzzentrum Wurzacher Ried: Moore sind hocheffiziente Senken für Kohlenstoff und damit wichtig für den Klimaschutz. Sieben Prozent aller Treibhausgase, die in Deutschland jedes Jahr freigesetzt werden, stammen aus entwässerten Mooren. Es ist das Ziel von Land und Bund, mit einer Moorschutzstrategie die geschädigten Moore wieder zu vernässen und durch Nutzung der biomassereichen Aufwüchse, Einkommensperspektiven für die Landwirtschaft und den Mittelstand zu schaffen. Mit den Instrumenten und den Fördermöglichkeiten, die ein Biosphärengebiet bieten kann, können die geschädigten Mooren in unserer Region rasch und umfassend regeneriert werden.

Regionalentwicklung

Andreas Morlok, Dipl. Agrar. Ing (FH), langjährige Erfahrung in naturschutzorientierter Regionalentwicklung: Der Druck auf die Landschaft und die natürlichen Ressourcen hat in den letzten Jahrzehnten extrem zugenommen. Ein „nur weiter so“ können wir uns nicht mehr leisten. Es bedarf intelligenter Lösungen im Bereich der Nutzungen, um möglichst viel der Artenvielfalt in unserer Region zu erhalten. Gemeinsam mit den Landnutzern, Weiterverarbeitern und Vermarktern können diese Lösungen entwickelt werden. Das Biosphärengebiet bietet aus meiner Sicht dafür einen passenden Rahmen. 

Wirtschaftsfaktor Tourismus

Doris Zodel, Gemeinderätin Wangen Kreisrätin: Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Oberschwaben und Allgäu ist der Tourismus. Durch ein Biosphärengebiet kann dieser Wirtschaftsfaktor nachhaltig weiterentwickelt werden. Davon profitieren nicht nur wir, die wir hier leben, sondern auch die Menschen, die hier Urlaub machen. Diese einzigartige Landschaft aus Mooren, wilder Argen und Voralpengebiet ist unsere Lebensgrundlage im wirtschaftlichen, ökologischen, kulturellen und sozialen Sinne. Ein Biosphärengebiet bietet die Voraussetzungen, um die ökologische Nachhaltigkeit dieser wunderbaren Gegend weiterzuentwickeln.

Nachhaltige Vermarktung

Claus Zengerle, Ortsvorsteher – Biobauer: Das Biosphärengebiet bietet Chancen. Durch ein Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben wird die Landwirtschaft und Natur von der Bevölkerung noch besser wahrgenommen und wertgeschätzt, diese Regionalität und Naturverträglichkeit soll sich auch in der Vermarktung wiederfinden. Nur ein Schutz durch nachhaltige Vermarktung kann unsere Heimat erhalten, dazu dient das Biosphärengebiet mit seinen Fördermöglichkeiten.

Aquatischer Artenschutz

Erhard Bolender, Landschaftsarchitekt: Unsere Landschaft ist geprägt von hunderten zumeist kleinerer Stillgewässer. Neben natürlichen Seen, die während der letzten Eiszeit entstanden sind, besitzen besonders auch die vielen vom Menschen schon im Mittelalter angelegten Teiche und Weiher auf Grund ihrer zumeist extensiven Bewirtschaftungen herausragende ökologische Bedeutung. In unserer Kulturlandschaft sind sie zusammen mit ihren angrenzenden randlichen Teillebensräumen wie Röhrichtflächen, Bruchwäldern und Streuwiesen für den Artenschutz unersetzlich. Seit mehr als 30 Jahren bearbeitet unser Büro beispielsweise Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Wasserpflanzen. Das Biosphärengebiet könnte durch die sich ergebenden Entwicklung- und Fördermöglichkeiten einen Impuls im aquatischen Artenschutz liefern.

Bäuerliche Landwirtschaft

Franz Hiemer, Mitinitiator der Käsküche Isny Nebenerwerbslandwirt; Mitglied der Initiativgruppe für die Reaktivierung der Bahnlinie Leutkirch – Isny: Unsere Tourismus-Region wird geprägt und erhalten von der bäuerlichen Landwirtschaft. Diese erzeugt, auch aus den wertvollen Grenzertragsflächen, wie Moorflächen und Steillagen an der Adelegg, wertvolle, regionale Produkte. Diese einmalige Landschaft für Einheimische und Gäste umweltfreundlich erlebbar zu machen, braucht eine breit gefächerte, nachhaltige Mobilität. Das Bioshärengebiet schafft Rückenwind für das Mühen um nachhaltige Mobilität, auch für die Reaktivierung der Bahnlinie Leutkirch – Isny.

Verantwortung für das eigene Handeln

Oliver Post, Biobauer im Vollerwerb und Vorstand der Adeleggstiftung: Klimawandel, Artensterben und Pandemien, die Zusammenhänge sind klar, die Folgen schon zu spüren, existentiell. Eigentlich liegt  auch auf dem Tisch, was zu tun wäre: innehalten, unsere Lebensweise und Werte überdenken, Schlüsse ziehen, handeln. Ein Biosphärengebiet bietet den Rahmen, schafft Strukturen und fördert Initiativen, aber aktiv werden müssen wir selber. Land- und Forstwirtschaft  auf der einen, der Arten- und Naturschutz auf der anderen Seite, über Jahre wird dieser Gegensatz schon herbeigeredet, von beiden Seiten und auf höchster Ebene. Dabei ist eigentlich völlig klar, einen wirkungsvollen Naturschutz ohne die Landbewirtschafter kann es nicht geben, wir brauchen Biodiversität auf allen Flächen, nicht nur in ausgewählten Biotopen, wenn wir unsere Lebensgrundlagen bewahren wollen. Und wir brauchen eine wirtschaftlich gesunde und selbstbewusste bäuerliche Landwirtschaft – Wertschätzung für die Arbeit der Anderen und Verantwortung für das eigene Handeln. Zusammensetzen, zuhören, gemeinsame Perspektiven entwickeln und erproben. Eine Modellregion bietet geschützte Handlungsräume erzeugt Aufbruchsstimmung und fördert neue Wirtschaftsweisen. Das bringt uns weiter, das sollten wir versuchen, jetzt!

Stabilisierung der bäuerlichen Agrarstruktur

Alfons Notz, Demeterbauer im Unruhestand: Warum ich Botschafter für das Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben werden und sein will. Vor 73 Jahren in einem Bauernhof geboren, dort aufgewachsen, als Ältester zum Hofnachfolger auserkoren, habe ich dort auch meine Ausbildung zum Landwirt absolviert. Ab 1976 den Hof nach ökologischen Kriterien bis 2015 auf eigene Rechnung bewirtschaftet und danach als Assistent des Betriebsleiters und Hofnachfolgers weiter täglich ins Hofgeschehen involviert, durfte ich als alter weis(s)er Mann noch lernen, dass das Artensterben nicht nur für die Obstbauern Folgen hat. Seit unser Sohn Jonas als „Tischgenosse“ vor drei Jahren damit begonnen hat, 10%  seiner Betriebsfläche artenschonend zu bewirtschaften und dabei von dem Kißlegger Biologen Dr. Sepp Bauer fachkundig beratend begleitet wird, habe ich kollateral begriffen, dass die Natur als ein Miteinander verschränktes Netzwerk aufgebaut ist und jeder Verlust einer Art das System schwächt und instabiler werden lässt. Weil die Art der Bewirtschaftung des Landes von großer Relevanz für die Erhaltung der Artenvielfalt ist und die Pflegeflächen bis dato und wahrscheinlich auch in Zukunft überwiegend den Bauern anvertraut werden, hängt das Zustandekommen und Gelingen des Vorhabens „Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwabens zu großen Teilen davon ab, wie sich die Landwirtschaft dazu positioniert. Ich möchte mit meinem „Stallgeruch“ meinem Wissen und meinen Erfahrungen dazu beitragen, in  den Reihen meiner Kollegen diffuse Ängste in Bezug auf das Biosphären-gebiet abbauen zu helfen. Mit Ihnen als Partner auf Augenhöhe und mit allen anderen Beteiligten in einen Dialog zu treten. Dabei gilt es im Prozess der Umsetzung, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die zur Stabilisierung der bäuerlichen Agrarstruktur beitragen.

Tourismus-Masterplan für Gäste und Einheimische

Petra Misch, Geschäftsführung bei der Oberschwaben Tourismus GmbH: Ein Biosphärengebiet wäre nicht nur für Gäste, sondern mindestens gleichermaßen für uns Einheimische ein großer Schritt zum Erhalt und vor allem zur Inwertsetzung unseres wunderbaren Lebensraumes. Dankbarkeit, Achtsamkeit und Respekt für die natürlichen Gegebenheiten sind Werte, die der Tourismus-Masterplan der Oberschwaben Tourismus GmbH für die kommenden Jahre ins Zentrum der Tourismusentwicklung stellt. Diese Werte zu leben und über die Grenzen hinaus als Biosphärengebiet glaubwürdig sichtbar zu machen, würde die regionale Identifikation voranbringen und das Thema Natur und ihren Schutz für Gäste und Einheimische greifbar und erlebbar machen.

Naturverträglicher Strukturwandel

Horst Weisser, Vorsitzender des Bund für Naturschutz in Oberschwaben e.V.: Unsere oberschwäbische Landschaft ist geprägt von einer reichhaltigen biologischen und kulturellen Vielfalt. Dies ist nicht zuletzt auch der Erfolg eines aufgeschlossenen und konstruktiven Miteinanders von Naturschutz, bäuerlicher Landnutzung, naturverträglichem Tourismus und nachhaltigem Wirtschaften. Mit einem Biosphärengebiet bietet sich die einmalige Chance, dieses Zusammenwirken weiter zu vertiefen und öko-logische und ökonomische Zielsetzungen im Einklang weiterzuentwickeln. Es ist die große Herausforderung dem sich auf allen Ebenen weiter vollziehenden Strukturwandel, naturverträglich und zukunftsorientiert zu begegnen. Nutzen wir die große Chance gemeinsam eine Vorbildregion im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung zu gestalten, die auch dem Wohle künftiger Generationen gerecht wird.

„Nasse Landwirtschaft“

Albrecht Trautmann, ehemaliger Leiter Sanierungsprogramm oberschwäbischer Weiher und Seen: Seen, Weiher und Moore prägen unsere oberschwäbische Landschaft, sind wichtige Lebensräume für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten und dienen den Menschen in vielfältiger Weise. Moore, vor allem die landwirtschaftlich genutzten Niedermoorstandorte, sind für den Klimaschutz von enormer Bedeutung. Die nachhaltige Bewirtschaftung von entwässerten Niedermoorflächen und die Einführung einer ökonomisch interessanten „nassen Landwirtschaft“ auf solchen Flächen ist ein wichtiges Ziel einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Ein Biosphärengebiet bietet somit Chancen um bei den kommenden Anforderungen der Bewirtschaftung von Moorflächen bereits Antworten und wirtschaftlich tragbare Lösungen bereit zu haben. Die Erhaltung der Moore und die langfristig verträgliche Nutzung solcher Moorlebensräume ist mir ein großes Anliegen.

Arbeitsplätze sichern

Markus Leser, freier Fotograf aus Bad Waldsee: Das Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben halte ich für eine großartige Chance. Allgäu und Oberschwaben bieten eine attraktive und schützenswerte Landschaft – alleine die Moore und vielen Seen sind einzigartig. Auch die Lebensmittelvielfalt, die hier angebaut und produziert wird, ist kaum zu überbieten. Das 2008 geschaffene Biosphärengebiet Schwäbische Alb zeigt uns eindrücklich, dass Landwirtschaft und Tourismus nur profitieren können – nicht umsonst wollten 2023 weitere zwanzig Kommunen auf der Schwäbischen Alb dem Biosphärengebiet beitreten. Unter dem Label „Biosphärengebiet“ können wir mit kluger Direktvermarktung, kurzen Lieferketten, vielfältigen Übernachtungsmöglichkeiten und attraktiver Gastronomie auch hier bei uns Arbeitsplätze sichern und neue Projekte entstehen lassen.

Biosphärengebiete sind Modellregionen

Biosphärengebiete umfassen großräumige Kulturlandschaften mit charakteristischer und reicher Naturausstattung, die zu erhalten, zu fördern und zu entwickeln sind. Biosphärengebiete sind Modellregionen, die zeigen, wie sich Aktivitäten im Bereich der Wirtschaft, der Siedlungstätigkeit und des Tourismus zusammen mit den Belangen von Natur und Umwelt gemeinsam innovativ fortentwickeln können.